Zum Geleit

Mai 2023

Liebe Freund*innen der Manufaktur,

Eigentlich sollen wir auf der Vorwortseite ja unser Programm anpreisen und vielleicht noch ein paar Schoten aus dem Leben eines Forums für Kultur und Politik zum Besten geben. Was man halt so macht in einem Programmheft-Vorwort. Hier und da noch eine kleine Spitze in Richtung Lokalpolitik. Und Erfolgsmeldungen wie diese: diesen Monat stehen mal wieder deutlich mehr Frauen als Männer auf der Manufaktur-Bühne!

Aber manchmal muss unsereins auch einfach den eigenen Ärger in die Tasten hacken und das große Ganze kommentieren. Während wir das Programmheft fertigstellen, fällt unser Blick ins Netz und auf einen Artikel aus der ZEIT, der dort die Runde macht: Springer-Gate.

„Umweltpolitik – ich bin sehr für den Klimawandel. Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte. Wir sollten den Klimawandel nicht bekämpfen, sondern uns darauf einstellen.“

So zitiert die ZEIT eine Nachricht, die Springer-Boss Matthias Döpfner (studierter Musikwissenschaftler und ehemaliger Musikkritiker), 2017 an seinen inneren Kreis geschickt haben soll. Er wird zu seiner Entschuldigung vermutlich sagen, das sei feine Ironie gewesen. Vor der Bundestagswahl 2021 schreibt er wiederum, „unsere letzte Hoffnung“ sei die FDP, die zu unterstützen „our patriotic duty“ sei – ob die BILD-Chefs nicht mehr dafür tun könnten, dass die Partei auf mindestens 16 Prozent komme. Während der Koalitionsverhandlungen schreibt Döpfner an den damaligen BILD-Chef Julian Reichelt, er möge doch bitte, bitte weiter die FDP stärken, damit die in der Koalition „autoritär“ auftreten könne. Bei BILD tut man offensichtlich wie geheißen. Und die willfährigen „Liberalen“ scheinen seitdem wie beauftragt zu handeln und jede halbwegs nachvollziehbare Klimapolitik zu sabotieren (von der Sozialpolitik gar nicht erst zu reden – wie diese armen Kinder auf die Tränendrüse drücken, nervt ja mindestens so sehr wie die Klimakleber!). Außerdem agiert man natürlich gegen den – zugegebenermaßen nicht eben optimalen – öffentlich-rechtlichen Rundfunk, man hat ja leichteres Geschäft, wenn man einfach den Rest der Medienlandschaft aufkaufen kann.

„Ich bin sehr für den Klimawandel.“ Man könnte zynisch werden. Aber ist das, was aus diesen traurigen, megalomanen, bedrogt wirkenden Nachrichten spricht, nicht die absichtsvolle, geplante Zerstörung von Mensch und Natur – eine Art von Verschwörung zur Zukunftsvernichtung, zur Akzeptanz des Todes von hunderttausenden, wenn nicht Millionen Menschen durch Dürren, Überflutungen und andere klimabedingte Katastrophen? (Ok, auch wenn die Antwort „ja, was denn sonst“ lautet, ändert es offensichtlich nichts, wenn Leute wie wir das so sehen). Obendrein präsentieren sich diese Leute gerne als Kämpfer „gegen die Eliten“, zum Beispiel rund um die Corona-Schutzregeln. Die Golfplatz-Anwälte-Unternehmerverbands-Fraktion und die BILD-Zeitung Hand in Hand. So funktioniert anti-elitärer Volkszorn in Deutschland (ok, die sind daran nicht alleine schuld, allmächtig sind auch diese Figuren nicht, aber sie setzen schon alles dran). Und dann nimmt das seinen Lauf: Wissing, Lindner, der ganze Wahnsinn.

Mehr denn je also: Enteignet Springer! Und von uns aus auch gleich noch Porsche – sind die eigentlich der Wurmfortsatz der FDP oder ist das umgekehrt? –, wenn ihr schon dabei seid.

Eure

Manufaktur

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