Zum Geleit

September 2021

Liebe Freundinnen und Freunde der Manufaktur,

diesen Monat kein Coronakommentar! Keine Lobpreisung des Kino- und Musikprogramms. Sondern: eine Erinnerung an die Bundestagswahl.

Richtig, da war doch was!

Auch wir wollen also unseren bescheidenen Beitrag zur demokratischen Willensbildung leisten – mit zwei Veranstaltungen, dazu mehr unten und hinten im Heft, und ein bisschen historischen und gemeinschaftskundlichen Erläuterungen. Also, zur Erinnerung: Die mythische Figur „Merkel“ tritt nicht mehr an. Sie hatte vor langer, langer Zeit mehr Stimmen bekommen als ein heutiger Gazprom- und Wurst-Lobbyist, der mit BILD, BamS und Glotze regierte. Danach kam nicht viel, die mythische Figur regierte teilweise auch ohne BILD und BamS und bekam dann irgendwann nachgesagt, sie sei zur Anführerin der sogenannten „freien Welt“ avanciert, zumindest aus der Sicht der englischsprachigen Presse, weil die anderen Großkopferten der Reihe nach immer verrückter geworden waren und sie selten aus der Rolle fiel. Ist ja auch schon mal was. Ansonsten halt das Übliche – Bankenrettungen, CO2 raushauen, bis der Arzt kommt (aber sehr besorgt gucken), Euro-Imperialismus auf Kosten des Südens (in Europa und, auf andere Weise, global), Prekarisierung und Entsolidarisierung für die allermeisten, steigende Aktienkurse und Profitraten für die, auf deren Kontostand es letztlich ankommt, ein bisschen Moraltheater zur Gewissensberuhigung. Und alles ordentlich, multilateral und ohne schmutzige Wörter und peinliche Frisuren.

Jetzt gibt es jedenfalls, falls ihr es nicht mitbekommen habt, neue Kanzlerkandidat*innen. Das sind diese Leute auf den Postern. Die, über die in der Presse immer zu lesen ist, dass an ihren Büchern etwas nicht stimmt. Die dann ganz pressekritisch sagen, dass sie die zunehmende inhaltliche Entleerung der Wahlkämpfe schlimm finden – und uns stattdessen, bescheiden und doch selbstbewusst, „Angebote“ machen wollen. Uns ganz viel Sicherheit versprechen. Und Kompetenz. Und Zukunft. Und Moderne. Und Veränderung. Aber natürlich nicht zu viel. Einer ist besonders stolz darauf, dass er als Regierungsjuniorpartner schon sehr viel Verantwortung hatte und an der Aura der mythischen Figur teilhaben konnte (auch ihm macht in Sachen Bankenrettung kaum jemand was nach). Einer kommt aus NRW, ist also zumindest in dieser Hinsicht nicht unsympathisch.

Die Bundestagswahl am Ende der Saga der mythischen Figur ist also ein Ereignis, das echte Leidenschaft entfacht! Oder zumindest die Frage nach Alternativen aufwirft… Um falsche Alternativen geht es dann auch bei einer der Veranstaltungen: Am 15. September stellt die Journalistin Janka Kluge ihre Analyse des Wahlprogramms der AfD vor. Und am 22. September wiederum diskutieren die Erstkandidat*innen des Wahlkreises Waiblingen in der Manufaktur über die Mobilitätswende. Wäre ja keine schlechte Idee, so eine Mobilitätswende. Wie es überhaupt ziemlich viel gibt, was zu erhoffen wäre. Mythische Figuren hin oder her.

Eure

Manufaktur

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