BRD 2009, 95 Min., von Maximilian Erlenwein mit Fabian Hinrichs, Jürgen Vogel, Nora von Waldstätten, Jule Böwe, Eleonore Weisgerber, Jeroen Willems, Thorsten Merten
Es kommt der Moment im Leben, wo man sein tägliches Handeln und Tun im Berufsalltag nicht nur anzweifelt, sondern auch kritisch hinterfragt. Und manchmal bedarf es dafür einschneidender Erlebnisse. Frederik Feinermann hat so ein Erlebnis gerade hinter sich. Sogar eines von der heftigsten Sorte. Als der Bankangestellte einem Kunden keinen weiteren Kredit gewähren will, jagt der sich vor seinen Augen eine Kugel in den Kopf. Ein radikaleres Statement zur aktuellen Finanzkrise hätte sich Regisseur und Autor Maximilian Erlenwein nicht ausdenken können. Und so ist auch für den jungen und aufstrebenden Yuppie Feinermann die Sachlage eindeutig: Lieber schnell den öden Lebensentwurf ändern, bevor man ihm (oder er sich selbst) eine Pistole an den Kopf hält.
Frederik Feinermann findet plötzlich großen Gefallen daran, zum ersten Mal in seinem Leben Regeln und Gesetze zu brechen. Gemeinsam mit dem alten Schulfreund und erprobten Kleinganoven Vince bricht der junge Mann bei seinem Chef ein, klaut im Supermarkt oder überfällt Skinheads mit einer Baseballkeule. Die neuerlichen Adrenalinkicks geben Feinermann endlich den Mut, seine alte Jugendliebe Nadine wieder zu kontaktieren.
Geschickt changiert der Film zwischen den Genres: Buddy-Komödie, Drama, Film noir, Liebesgeschichte und ein wenig Krimi – all das kann man in diesem starken Kinodebüt entdecken, das mit Fabian Hinrichs und Nora von Waldstätten zwei Darsteller im Ensemble hat, die man als Neuentdeckung feiern sollte. Jürgen Vogel kann man einmal mehr in einer Rolle sehen, für die er wie gemacht ist. Seine schnodderige und kühle Performance des lässigen Kneipenschlägers ist nun einmal seine Spezialität, die man immer wieder gerne sieht. Dabei ist es viel spannender zu beobachten, wie der brave Bankangestellte zum ersten Mal in seinem Leben gehörig über die Stränge schlägt – und irgendwann von der Realität eingeholt wird. „Schwerkraft“ ist mitreißendes und humorvolles Kino, das zurecht mit dem diesjährigen Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde.