Tschechien 2006, 119 Min., von Jiri Menzel mit Ivan Barnev, Oldrich Kaiser, Julia Jentsch, Martin Huba, Marián Labuda,
Milan Lasica
Nach einem Roman von Bohumil Hrabal
Jan Dite, der Held der Geschichte, verkörpert den Typus des «kleinen Manns». Das sieht man gleich in der ersten Einstellung. Da verlässt der alte Dite nach 15 Jahren Haft das Gefängnis, in das ihn die Kommunisten steckten, weil er Millionär war. Der Freigelassene stolpert vor die Tür, ihm folgt ein Wärter, der mindestens zwei Köpfe größer ist als er. Als kleiner Mann muss man sich geschickt durchlavieren, um einen Zipfel des Glücks zu erhaschen. Der Film folgt den Stationen des Aufstiegs Dites vom Kellner zum Hotelbesitzer, dem ein jäher Absturz unter den Kommunisten folgt. Wer nun an einen schwergängigen filmischen Marsch durch die jüngere Zeitgeschichte denkt, liegt falsch. Menzel hält sich an den satirischen Ton der Romanvorlage und inszeniert die Geschichte als leichten Walzer: mit durchweg überzeichneten Figuren, skurrilen Episoden und oft tänzerischen Tableaus, die Ereignisse und Wendungen ohne Worte erzählen. Drei Motive strukturieren das Geschehen: die Jagd nach Reichtum, nach schönen (in der Regel käuflichen) Frauen und der Genuss guten Essens und edler Tropfen. Daraus lassen sich schöne Bilder ziehen. Man sieht Kamele durch Prag traben, nackte Frauen werden mit Blumen drapiert und Geldscheine zu einem Teppich des Reichtums arrangiert.
Hrabal ging mit seinen Landsleuten heftig ins Gericht und auch Menzel äußerte sich deutlich, zum Beispiel über die Zeit der nationalsozialistischen Besatzung. «Aber wahr ist auch, dass die erdrückende Mehrheit der Bevölkerung zu Hause auf ihrem Arsch saß und die Schnauze hielt.» Ein bisschen was von dieser Schärfe hätte seinem Film gut getan. Menzel bleibt aber auf der sicheren komödiantischen Seite, und von dieser Warte aus betrachtet sind alle Menschen irgendwie Schießbudenfiguren (inklusive Hitler) und alles Schlimme geht irgendwann vorbei (inklusive Hitler). Die arische Zuchtstätte «Lebensborn» als lustiges Bordell für SS-Offiziere zu zeigen, ist ein bisschen unglücklich. Das vieles nur skurril bleibt, liegt wohl auch an Menzels Vorliebe für die tschechische Slapstick-Tradition.