Wenn heute ein Grund für Kriege im Nahen und Mittleren Osten das Öl ist, so wird Süsswasser, seine gerechte Verteilung und nachhaltige Nutzung der Grund von morgen sein. Türkei, Syrien und Irak teilen sich die beiden wasserreichsten Flüsse der Region, Euphrat und Tigris.
Dabei ist Teilen das falsche Wort, denn seit über drei Jahrzehnten verwirklicht die Türkei am Oberlauf der beiden Flüsse eines der gigantischsten Staudammprojekte der Welt. Gleichzeitig weigert sie sich aber, internationale Vereinbarungen bezüglich grenzübergreifender Flüsse einzuhalten. Das sogenannte Südost-anatolienprojekt soll mit Stromproduktion und Bewässerung im gigantischen Ausmass den hauptsächlich von Kurden bewohnten «unterentwickelten» Südosten der Türkei in das industrielle Zeitalter katapultieren.
Die deutsche Bundesregierung rückt bislang nicht von ihrer finanziellen Unterstützung eines umstrittenen Staudammprojektes in der Osttürkei ab. Durch den Bau des Ilisu-Damms würden rund 200 Dörfer und Kleinstädte, darunter die 9000 Jahre alte Stadt Hasandeyf mit ihren archäologischen Monumenten in den Fluten eines 135 Kilometer langen Stausees verschwinden. Bis 65.000 kurdische Bauern würden weitgehend entschädigungslos von ihrem Land in die Slums der benachbarten Großstädte vertrieben.
Finanziert wird der Dammbau durch Kreditbürgschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Die Regierungsparteien SPD und CDU/CSU stimmten im Mai gegen einen Antrag der Linken zum sofortigen Rückzug der staatlichen Hermes Bürgschaften. Beteiligt sind Konzerne wie der österreichische «Anlagenbauer Andritz» und der Stuttgarter Baukonzern «Züblin AG».
Für die Anrainerstaaten werden sauberes und ausreichendes Euphrat – und Tigriswasser damit immer mehr zu einer Überlebensfrage. Wie sie gelöst werden kann, glaubt man in der türkischen Regierung schon zu wissen – wem das Trinkwasser zu knapp wird, der kann es bei ihr kaufen …
In eindringlichen Bildern erzählt der Film von den sozialen und ökologischen Konsequenzen dieses Projektes. Entwurzelung, Verarmung, versalzte Böden, verdrecktes Wasser und neue Krankheiten sind die Wirklichkeit des versprochenen Garten Edens. Aber noch ehe diese Probleme erkannt, geschweige denn gelöst sind, werden neue Stauprojekte geplant und stehen kurz vor ihrer Realisierung.
Zur aktuellen Situation:
Die türkische Regierung plant umfangreiche Privatisierungen. Im Zetrum steht die Überlassung von Quellen, Seen, Stauseen, Flüssen und Wasserbetriebe an internationale Konzerne für einen Zeitraum von 49 Jahren. Im März 2009 wird das Weltwasserforum in Istanbul tagen und die Initialzündung für den anschließend geplanten Verkauf der Wasserresourcen in der Türkei geben. Multinationale Wasserkonzerne bestimmen in enger Zusammenarbeit mit Weltbank, OECD und EU dieses Forum mit ihren Interessen.
In der Türkei finden laufend Proteste statt, an denen sich Nichtregierungsorganisationen, Kulturschaffende, Parlamentsabgeordnete und Bürgermeister der betroffenen Region beteiligen. In Istanbul hat sich ein breites Bündnis gegen den «Ausverkauf des Wassers» organisiert.
Eintritt frei
Veranstalter – Attac Regionalgruppe Schorndorf